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Meine Linux Distris

Ich bin nun ganz auf Linux umgestiegen. Ich stelle vor: Meine Distributionen und warum ich sie nutze.

Meine Linux Distris

Kein Weg zurück

Manche Dinge weiß man sofort. Man trifft ganz bestimmte Entscheidungen im Leben und hat schon so eine Ahnung, dass dies für die Ewigkeit passiert ist. Bei mir war es der vollständige und endgültige Wechsel auf Linux. Dieser erfolgte bei mir im Laufe des Jahres und ich habe es bisher nicht bereut.

Meine Geschichte mit Linux ist lang, sehr lang. Sie startete irgendwann mit Mandrake Linux und SuSE 8.1. Darauf werde ich in diesem Artikel aber nicht weiter eingehen. Auch soll es heute nicht darum gehen, dass ich zwischenzeitlich eine tolle Zeit mit Windows hatte und für mich Windows 7 das beste Betriebssystem werden sollte, welches Redmond imstande war hervorzubringen. Die Scheidungspapiere wurden mit in Form von Windows 11 überreicht und es war für mich an der Zeit einzusehen, dass ich mit Linux in vielerlei Hinsicht besser dran war und immer noch bin.

Ich will die Distributionen vorstellen, die ich aktuell nutze und erklären, warum ich das tue. Vielleicht findet sich ja jemand darin wieder und probiert den Wechsel ebenfalls aus. Der Mut zu Neuem macht doch den Reiz moderner Technik aus, oder nicht?

Ich präsentiere die vier Linux Distributionen, die ich aktuell nutze.

Den Hut aufgesetzt

Ich hatte mich schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, die gemütliche Windows-Couch zu verlassen und zurück auf Linux zu wechseln. Es gab dafür keinen richtigen Auslöser, sondern viele kleine. Da waren zum Beispiel immer häufiger Probleme nach Updates. Im ganzen System machten sich Werbung und Bloatware breit. Diese konnte man zwar deaktivieren, oder anderweitig loswerden, Workarounds dieser Art nahmen aber zu. Und wenn es um den Datenschutz geht, dann ist Windows nach wie vor das schwärzeste aller Schafe.

Wie dem auch sei, um meinen Wechselgedanken in die Tat umzusetzen, hatte ich mir eine Chuwi Box angeschafft. Ein kleiner N100 Prozessor mit 12 GB GDDR RAM sollten es sein. Klingt wenig und ist es auch. Wichtig war mir vor allem, dass ich die Box per USB-C an meinen Monitor anschließen konnte und die Box mit Strom versorgte. Meine Peripherie hängt am Monitor, sodass ich auf diesem Wege auch das Steam Deck und sogar den Laptop anschließen kann. Ich muss immer nur ein Kabel umstecken. Ich erforsche gerne einmal die Grenzbereiche Faulheit.

Als dann meine „Soon to be Linux“-Box eingetroffen ist, stand die Wahl der Distribution an. Das wichtigste Kriterium war für mich, dass ich so wenig wie möglich nach konfigurieren wollte. Installieren und loslegen war die Devise. Zugegeben, diese Eigenschaft trifft inzwischen auf die meisten Desktop-Distributionen zu. Daher war mir auch wichtig, dass die Distribution auf dem neusten Stand war und eine aktive Community besaß. Das trifft auch auf viele Distris zu. Ich hatte mich aber schon etwas länger mit Fedora beschäftigt, daher fiel die Wahl auch hierauf. Zur Not kann man ja immer munteres Distri-Hopping betreiben, bis man glücklich ist. Dazu kam es bei mir aber zum Glück nicht.

Fedora erfüllte sofort alle Anforderungen und die Wahl des Desktops fiel auf KDE. Diesen habe ich „schon immer“ genutzt. Das bedeutet in diesem Fall, dass ich bei meinem ersten Ausflug in die Linux-Welt, damals noch mit Mandrake und SuSE Linux, bereits KDE genutzt hatte. Es erleichterte mir damals den Umstieg, da sich die Bedienung an Windows und Mac anlehnte, ich musste also nicht viel umlernen. Zudem ist KDE umfangreich zu konfigurieren und anpassbar.

Erfreulicherweise lief sofort alles und ich musste nichts nach konfigurieren. Ob WLAN, Bluetooth und all die anderen Hardwarekomponenten, alles lief sofort. Ich konnte Nextcloud problemlos einbinden und durch KDE Connect konnte ich mein Android Smartphone einbinden und sogar im Dateiexplorer mounten, als wäre es ein lokales Gerät. Es gibt Lösungen in der Linux-Welt, die muss man einfach lieben.

Fedora mit KDE Fedora mit dem KDE Desktop (Screenshot: Markus Daams / 2025)

Auf meiner kleinen Chuwi Box läuft noch immer Fedora, ein Wechsel kam mir nie in den Sinn. Selbst größere Upgrades, also zum Beispiel von Version 42 auf 43, verliefen allesamt problemlos. Fedora hat alles erfüllt, was ich mir von einer modernen Distribution gewünscht habe.

Haben sie das auch in Gnome?

Trunken und beseelt vom geglückten Wechsel – ich übertreibe vielleicht ein klein wenig – keimte in mir die Hoffnung, Computer Nummer Zwei ebenfalls so reibungslos umstellen zu können. Hierbei handelt es sich um einen 17 Zoll LG GRAM. Ich hatte es mir als Medien-Laptop angeschafft, auf dem ich ab und zu auch arbeiten wollte. Es sollte also leicht sein und dennoch Prozessorpower bieten, wenn diese benötigt würde. Das Gerät wurde mit Windows ausgeliefert und richtig glücklich war ich damit nie. Das lag aber nicht an Windows (allein), sondern am mangelhaften Softwaresupport seitens LG. So konnte ich zum Beispiel nie den Grafikkartentreiber aktualisieren, da dies stets zu Grafikfehlern führte, egal was ich versuchte. Irgendwann lebte ich dann einfach mit dem alten Treiber.

Wie dem auch sei, auch hier sollte nun Linux rauf. Da ich bereits sehr gute Erfahrung mit Fedora gemacht hatte, fiel die Wahl nicht weiter schwer. Nur beim Desktop hatte ich die „mutige Jungs“ Hosen an und wollte einmal etwas Neues probieren. Ich entschied mich für GNOME. Das hatte zwei Gründe. Zum einen wollte ich das aktuelle GNOME einfach einmal ausprobieren, da ich es nie über eine längere Zeit genutzt hatte. Und zum anderen wollte ich das Prinzip „Ich will, dass es maximal einfach ist“ noch etwas auf die Spitze treiben.

Denn während man in KDE sehr viele Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten hat, gehen die Entwickler rund um GNOME den entgegengesetzten Weg. Es gibt nur wenig Einstellungen und die, die es gibt, sind auf das notwendige Maß reduziert. Der Fokus liegt auf maximale Produktivität – das ist zumindest mein Eindruck. Das kam mir aber entgegen, denn auf einem Laptop, der vor allem dem Medienkonsum dienen sollte, wollte ich nicht viel einstellen müssen und können.

Gesagt, getan, ich habe Fedora mit GNOME installiert und war wieder auf Anhieb glücklich. Die Hardware lief „out of the box“, auch Dank Intels guter Treiberunterstützung. Dank den GNOME Tools war es mir zudem möglich, ein kleines bisschen mehr Einstellungsfreiheit zurückzuholen. Da war mir das Fedora GNOME dann doch ein bisschen zu „Zen“ unterwegs.

Auf dem Laptop läuft nach wie vor Fedora und das richtig gut.

Fedora mit Gnome Desktop Die Taskleiste musste ich nachrüsten, die gibt es ab Werk nicht (Screenshot: Markus Daams / 2025)

Linux unter Dampf

Ein weiteres Gerät sei hier ebenfalls mit genannt. Es handelt sich um das Steam Deck, ein Handheld der Firma Valve. Ich hatte es mir aus purer Neugier angeschafft und weil ich erforschen wollte, wie weit ich bei der Erkundung meiner Faulheit gehen kann. PC Spiele im Bett spielen? Da bin ich doch gleich dabei.

Die Distribution für dieses Gerät musste ich mir nicht aussuchen, denn das hat mir Valve abgenommen. Steam OS basiert auf Arch Linux. Diese Distribution ist berühmt und berüchtigt (ich übertreibe ein ganz klein wenig). Es folgt dem KISS Ansatz, also alles so einfach wie möglich zu halten. Statt hübschen Tools mit augenverzaubernden Fenstereffekten gibt es klassische Handarbeit. Die Konfigurationsdatei, die du gerade brauchst, wirst du schon irgendwo selbst finden. Du hast dich vertippt? Pech, dann bootet es halt nicht mehr (ich übertreibe wieder ein ganz klein wenig). Kurz um: Arch Linux richtet sich an Profis, kann dadurch aber auch maximal angepasst werden.

Valve hat sich die Distribution geschnappt und sein Steam OS daraus gemacht. Keine Sorge, Konfigurationdateien bekommt man hier nicht zu sehen, wenn man nicht unbedingt will. Mit KDE gibt es einen passenden Desktop. Im Gaming Mode kommt Valves eigene Oberfläche zum Einsatz, welche vollständig auf den kleinen Bildschirm optimiert ist.

Und hier kommt die große Stärke von Linux zum Einsatz. Ich kann Abends gemütlich meine Games zocken und am Tag auf den Desktop wechseln um zu arbeiten. Steam OS ist zudem „immutable“ gestaltet. Änderungen am System werden beim Booten wieder zurückgenommen. Ich kann es also nicht zerschießen, wenn ich nicht genau weiß, was ich tue. Eine große Stärke von Linux kann nämlich auch eine große Schwäche sein. Es gibt tausend Wege, es in seine Einzelteile zu zerlegen. Dies hat Valve heraus designt. Ich nutze das Steam Deck dennoch gerne mal am großen Bildschirm, denn die Hardware reicht für viele Aufgaben aus und das kleine Ding ist so angenehm leise.

KDE in Steam OS Auf dem Steam Deck gibt es KDE (Screenshot: Markus Daams / 2025)

Linux, Linux überall

Meine nächste Distribution mag nicht so recht in die Kategorie „Ein Linux für mich“ passen, muss hier aber dennoch mit aufgeführt werden. Es handelt sich um Proxmox, eine Virtualisierungsplattform basierend auf Debian, also ein Linux. Ich möchte es hier vorstellen, denn aus meinem kleinen Ökosystem ist es nicht mehr wegzudenken.

Wer sich mit dem Thema Selfhosting beschäftigt, kommt um Linux ohnehin nicht mehr herum. Linux beherrscht die Server der Welt und es sieht aktuell nicht danach aus, als würde sich das in naher Zukunft ändern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es sich auf den Servern in den Haushalten genauso breit macht.

Ich habe bisher Diskstations von Synology betrieben, dessen Betriebssystem ebenfalls „Piguin powered“ ist. In meinem Artikel „Synology auf Abwegen“ erkläre ich, warum ich damit jedoch nicht mehr glücklich war.

Auf der Suche nach einer Alternative stieß ich zunächst auf Unraid und kaufte mir direkt eine Lizenz, ein paar Tage, bevor sie auf ein Abo Modell umgestellt haben. Da ich aber stets sehr sprunghaft unterwegs bin, habe ich mir parallel Proxmox heruntergeladen. Man kann es ja „mal kurz“ ausprobieren. Aus kurz wurde für immer.

Seit dem Wechsel dient Proxmox als Host von Containern und virtuellen Maschinen. Von Nextcloud, über Immich, bis zum Home Assistant, ich kann hosten, was immer ich will.

Die Lizenz für Unraid versauert in den Tiefen meines E-Mail-Kontos. Proxmox bietet mir alles, was ich brauche und macht auch einfach Spaß. Da braucht es keinen weiteren Wechsel.

Proxmox basiert auf Debian Was man mit Debian so alles anstellen kann. Proxmox zum Beispiel (Screenshot: Markus Daams / 2025)

Linux auf Diät

Es gibt einen kleinen Linux Computer, der schon immer in meinem Haushalt herumschwirrte und dies auch bei vielen anderen Menschen tut. Die Rede ist vom „Raspberry Pi“. Dieser winzige Einplatinen-Computer war zunächst als Schulungsrechner für britische Schüler gedacht. Wie es sich aber für die Linux-Community gehört, avancierte er schnell zum Star für Bastler und für alle, die irgendwas selbst hosten wollen. Auf den Zug bin ich natürlich auch aufgesprungen … sprunghaft for life!

Der „Raspberry Pi“ wird mit einem eigenen Betriebssystem ausgeliefert, dem Pi OS. Dieses basiert, wie sollte es auch anders sein, auf Debian. Es bringt einen hübschen Desktop mit und wurde natürlich vollständig auf die Hardware des kleinen Rechners angepasst. Das alles funktioniert ganz wunderbar und der Erfolg gibt den Machern absolut recht.

Wer den „Pi“ aber als Server betreiben möchte, schaut sich nach einem alternativen Betriebssystem um. Im Idealfall betreibe ich ihn „headless“, also ohne angeschlossenes Display. In solch einem Fall brauche ich keine grafische Oberfläche wie KDE oder Gnome, sondern verlasse mich vollständig auf das Terminal. Da kann man sich dann heimlich als Hacker fühlen, der Hacker Dinge macht.

Da ich damals mit einem geschenkten „Raspberry Pi 1“ begann, musste ein sehr, sehr schlankes Betriebssystem her. Ich hatte die Rechenkraft von 3 Kartoffeln zur Verfügung und den Arbeitsspeicher hätte man in einem Abakus verwalten können. Bei meiner Suche stieß ich auf DietPi. Der Name ist Programm, denn das auf Debian basierende Image wurde derart abgespeckt, dass mit drei Kartoffeln und einem Abakus prima über die Runden kam.

Die Hardware wurde mit einem „Raspberry Pi 4“ irgendwann besser. Ich blieb aber bei DietPi, denn die vielen Optimierungen und Tools gefielen mir so sehr, dass mir ein Wechsel gar nicht in den Sinn kam. Für das Hosting von Microservices bleibt es meine erste Wahl.

Dietpi Launcher Genügsam und dennoch mächtig. DietPI bring viele nützliche Tools mit. (Screenshot: Markus Daams / 2025)

Mein Fazit

Ich bin alt geworden. Das merke ich daran, dass ich nicht mehr den Wunsch verspüre, mal eben meinen eigenen Kernel zu kompilieren und nebenher den Bootloader zu zerschießen, weil ich ein Hintergrundbild für diesen einrichten will. Meine wilden Tage sind vorbei. Windows sollte eigentlich mein digitales Altersheim werden, aber es kam anders.

Der Wechsel auf Linux war notwendig und es hat sich am Ende für mich gelohnt. Auf meinen Servern lief es sowieso schon immer, auch mangels Alternativen. Zugegeben, es braucht hier keine. Die Stärke von freier und offener Software ist, dass die Alternativen innerhalb des Ökosystems entstehen.

Auf dem Desktop verlief der Wechsel viel einfacher, als anfangs erwartet. Ich hatte natürlich bereits einige Erfahrung mit Linux auf vielen verschiedenen Geräten. Ich habe aber die Weiterentwicklung der Desktops seit Windows 7 aus den Augen verloren. Hier ist Linux mit der Zeit deutlich gereift. Für meine eigenen Anforderungen und Wünsche ist es inzwischen das beste Betriebssystem. Dabei gilt zu beachten, dass es die eine perfekte Distribution nicht gibt. Aber es gibt mehr als genug Auswahl, um die eigenen Bedürfnisse mit dem Angebot abzugleichen und sich dann zu entscheiden.

Computer sollten Spaß machen, beim Lernen und bei der Arbeit helfen und eine Bereicherung für das Leben sein. Das Betriebssystem sollte dem nicht entgegenstehen, sondern ein Multiplikator dessen sein.

Möge die Macht mit dem Pinguin sein.

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