Hamburger Wattenmeer
Ein Flecken Hamburg, mitten in der Nordsee.
Hamburg – Stadt in der … Nordsee?
Was für eine Überschrift, oder? Da geht ein großer Teil Hamburgs zweimal am Tag unter und keinen scheint es zu stören. Meine etwas sehr reißerische Einleitung hat einen wahren Kern und diesen möchte ich in diesem Blog Artikel einmal vorstellen.
Ich habe ja bereits eines meiner Lieblings-Naturschutzgebiete in Hamburg, die Boberger Niederungen, in diesem Artikel vorgestellt. Hamburg hat, ein Glück, noch weitere, sehr schöne Naturschutzgebiete. Eines davon liegt nicht mehr in der eigentlichen Stadt an der Elbe, sondern an und in der Nordsee.
Wie es dazu gekommen ist und wie es dort ausschaut, darum soll es heute gehen.
Imperium Hammonia - Hamburg versetzt seine Grenzen
Hamburg lebte schon immer vor allem vom Seehandel und verdankt diesem ihren Aufstieg und Reichtum. Die Lebensader der Stadt ist die Elbe, welche durch Europa fließt und schließlich in der Nordsee mündete. Da wurde es den Stadtherren schnell klar, dass man die Elbe bis zur Nordsee am besten kontrollierte. Hamburg wurde ab dem 12. Jahrhundert immer selbstständiger und verstand den Freibrief als Unabhängigkeitserklärung.
Die Sicherung der Elbmündung war dabei eines der wichtigsten Ziele der Stadt. Und so erwarb man im 13. Jahrhundert die Insel Neuwerk (Hier auf Openstreetmap), um dort einen Leuchtturm bauen zu können, der heute sogar das älteste Bauwerk der Stadt Hamburg ist. Außerdem war die Insel auch ein prima Außenposten um die zunehmende Piraterie zu bekämpfen. Man ließ sich aber auch gerne mal dazu hinreißen, vorbei fahrenden Händlern unter Androhung von Kanonengewalt, den Handel in Hamburg schmackhaft zu machen.
Auftritt Cuxhaven
Ab dem 14. Jahrhundert erweiterte die Stadt ihren Einflussbereich in der Region. Das “Amt Ritzebüttel” wurde gegründet. Der Verwalter zog also von der stürmischen Insel Neuwerk auf das Festland.
Das Schloss Ritzebüttel war der Hauptsitz des Amtsmannes aus Hamburg.
Im 19. Jahrhundert wurde die Hafensiedlung Cuxhaven auf Antrag der Stadt Hamburg mit dem Amt Ritzebüttel vereinigt. Es entstand die Stadt Cuxhaven. Am Rathaus von Cuxhaven kann man die Geschichte der Stadt ablesen. Das Wappen links ist das der Stadt Hamburg.
Spulen wir nun etwas vor. 1937 wurde Hamburg durch das Groß-Hamburg-Gesetz mehr als doppelt so groß, musste aber alle seine Besitzungen an der Elbmündung aufgeben. Weiter geht es in das Jahr 1961. Hamburg und Niedersachsen tauschten Gebiete: Hamburg hat den Amerika-Hafen in Cuxhaven abgetreten und erhielt im Gegenzug die Inseln Neuwerk und Scharhörn wieder zurück. Dazu gab es noch etwas Schlamm, gemeint ist natürlich das Wattenmeer. Ach ja, 1989 erschuf man noch die Insel Niegehörn. Da man, ein Glück, den Plan aufgegeben hatte, dort einen Tiefwasserhafen zu bauen, bot es sich an, dort ein riesiges Naturschutzgebiet zu erschaffen.
Ab an die Küste
Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist Teil des Nationalparks Wattenmeer. Es ist Weltnaturerbe und seit 1992 UNESCO-Biosphärenreservat. Kurz um: Es ist echt schön hier und einen Ausflug auf jeden Fall wert.
Anfahrt
Für die Anfahrt steigt man am besten in den RE5, der, stand Februar 2025, ab Hamburg-Harburg nach Cuxhaven fährt. Die Fahrt dauert ca. 90 Minuten. In Cuxhaven dann einfach der Nase nach, denn man hat das Meer schon am Bahnsteig in der Nase. Da die “Alte Liebe” ausgeschildert ist, folgt einfach dem Wegweiser. Die Nordsee ist ca. 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.
Der Strand von Cuxhaven und am Horizont das Meer. Hier bin ich Mensch, hier … atme ich erst einmal tief ein.
Und dann das Meer
Für Schiffspotter beginnt ab hier schon das Paradies. Die Elbmündung ist der Eingang zum Hamburger Hafen. Dementsprechend viel Schiffsverkehr ist hier zu erwarten. Ich empfehle ein Stativ und ein Teleobjektiv. Die großen Schiffe müssen auf das Hochwasser in der Elbmündung warten, um dann “mit der Welle” in den Hamburger Hafen einzulaufen. An der “Alten Liebe” kommen die Pötte aber auch so nah, dass Smartphone Fotografen auf ihre Kosten kommen.
Cuxhaven auf einen Blick: Nordsee, Strandkörbe und der Containerdampfer auf dem Weg nach Hamburg. Links daneben die berühmte Kugelbake.
Wo ist denn das Meer?
Je nachdem, wann man dort ankommt, kann es aber passieren, dass gar keine Nordsee mehr da ist. Grund hierfür ist die Tide. Durch die Gezeitenkräfte des Mondes und der Sonne verschwindet das Meer zweimal am Tag. Das ist nicht so toll, wenn man die Nordsee sehen will. Aber wirklich toll, wenn man ins Watt möchte.
Tipp: Am besten plant man seinen Trip ans Meer nach dem Tidenkalender
Mittels des Tidenkalenders lässt sich ermitteln, wann sich die Nordsee wo befindet. Bei Niedrigwasser ist sie weg und bei Hochwasser … ich denke, es ist klar. Es gibt auch zahlreiche Apps in den Stores dieser Welt, die ich ebenfalls empfehlen kann.
Ab ins Watt
Das Hamburgische Wattenmeer beginnt an der Küste von Cuxhaven. Möchte man ins Watt, empfiehlt es sich ca. 2 Stunden vor dem Niedrigwasser zu starten. Das Wattenmeer bei Cuxhaven. Am Horizont ist die Insel Neuwerk zu erkennen. Gehört verwaltungstechnisch übrigens zu Hamburg-Mitte.
Noch ein paar Worte der Warnung
Noch nie im Watt unterwegs gewesen? Man sollte sich vorher gut vorbereiten und die Sicherheitstipps befolgen.
Das Wasser geht schnell, aber genauso schnell kommt es wieder. Und aus einem “das schaffe ich noch” wird dann ein Einsatz der Seenotretter. So zieht auch Nebel gerne und plötzlich auf und dann kann man sich schon einmal verlaufen.
Unter diesem Link findest du 10 Tipps für eine sichere Wattwanderung.
Außerdem gibt es in Cuxhaven auch geführte Wattwanderungen. Da lernt man, ganz nebenbei auch was über dieses weltweit absolut einmalige, Ökosystem.
Im Sommer am schönsten
Im Sommer ist es im Watt am schönsten. Man kann (sollte!) die Schuhe und Socken ausziehen. An die Muscheln und Steine gewöhnt man sich schnell. Und dann kann man dort einfach herrlich wandern.
Das Wasser ist weg, aber dennoch gibt es im Wattenmeer Priele. Man kann sie sich als eine Art “Fluss” im Wattenmeer vorstellen. Man wird bei der Wattwanderung auf Priele stoßen, denn es gibt sie in klein und groß. Viele lassen sich durchwandern, aber man sollte auch beachten, dass diese eine teils starke Strömung haben.
Übrigens, die winzig kleinen spaghettiförmigen Sandhügel, die man überall sieht, sind die Verdauungsreste des Wattwurms. Keine Sorge, diese ernähren sich durch den Sand und reinigen diesen. Das Wattenmeer ist ein sehr diverses und komplexes Ökosystem, das man riechen, hören und fühlen kann.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall Sonnenschutz, denn das Watt reflektiert die Sonne.
Wo bitte geht es nach Hamburg?
Nach Neuwerk hier entlang. Die Insel ist sogar im Watt ausgeschildert.
Kann man es per Wattwanderung nach Neuwerk schaffen? Ja, kann man. Wenn man alle Sicherheitsregeln beachtet, kann man Neuwerk von Cuxhaven aus erreichen. Es gibt einen markierten Weg, dem man folgen kann und auch sollte.
Zu beachten ist aber auch, dass eine Fährverbindung von und nach Neuwerk gibt, wenn man sich die Füße nicht schmutzig machen will. Der Fahrplan ist aber natürlich abhängig von den Gezeiten.
Wer es noch etwas gediegener und klassischer haben möchte, kann Neuwerk auch per Kutsche erreichen. Hier werden Wattwagen von Pferden von und nach Hamburgs exotischer Ecke gezogen. Alle Infos zu diesen Touren finden sie unter diesem Link.
Mein persönliches Fazit
Durch die frühe Unabhängigkeit Hamburgs haben sich viele Eigenheiten entwickelt, die typisch für nur diese Stadt sind. Diese werden unter dem Begriff “Hamburgensie” zusammengefasst.
Für mich ist der Umstand, dass Hamburg Inseln in der Nordsee besitzt, eine solche “Hamburgensie”. Und darüber bin ich sehr froh, denn es verbindet diese reiche Stadt und die Menschen darin mit diesem vielfältigen und komplexen Ökosystems. Denn dieses Ökosystem muss geschützt und gepflegt werden.
Das Wattenmeer im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.
Gerade als Stadtbewohner sollte man sich ab und zu wieder mit der Natur verbinden. Dann versteht man am besten, warum diese so schützenwert ist.Daher hoffe ich, ich konnte mit diesem Artikel die Neugierde wecken. Neben Alster und Hafen hat Hamburg noch viel Interessantes zu bieten.