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Buy European Teil 2

Europa ist gerade voll im Trend. Immer mehr Menschen möchten Produkte und Dienste aus der EU kaufen. Zeit, für einen zweiten Artikel.

Buy European Teil 2

Das gibt es bestimmt auch aus der EU

Rund um den Slogan “Buy European” geht es gerade rund. Daher habe ich mich dazu entschlossen, meinem ersten Artikel noch einen zweiten Teil beizugeben. Was als kleine Bewegung auf Reddit begann, hat inzwischen Wellen geschlagen. Praktisch alle News Outlets haben mehr oder weniger ausführlich über die “Buy European” Bewegung berichtet. Und das ist gut so, denn immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, ob das, was sie nutzen, oder konsumieren, nicht auch in der EU hergestellt wird. Und bei den allermeisten Produkten lautet die Antwort inzwischen: Ja.

In diesem Artikel will ich dennoch auf ein Nischenthema eingehen. Es geht um Lösungen für kleine Unternehmen und Start-ups. Gerade am Anfang ist das Budget sehr klein. Die Verlockungen sind jedoch groß, die Dienste von großen Anbietern wie Microsoft und Google in Anspruch zu nehmen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, Dienste und Lösungen aus der EU zu nutzen. Hier kann man den Datenschutz (DSGVO / GDPR) von Anfang an mitdenken und in die eigene Cloud implementieren. Wie man so etwas gestalten kann, darum soll es in diesem Artikel gehen. Die eigene kleine Office-Cloud, made in and from Europe.

Ein kleiner Disclaimer vorweg: Die Dienste, die ich hier empfehle, habe ich selbst genutzt oder tue es noch. Es gibt für alles, was ich hier aufliste, zahllose Alternativen, auch aus Europa. Meine Intention ist eher dabei eine Idee zu vermitteln, wie man seine eigene Lösung europäisch denken kann. Los geht es!

Fangen wir mit dem Server an

Ich kenne nach wie vor kleine Unternehmen, die nach wie vor alles lokal und auf eigenen Servern hosten. Das hat seine Vor- und Nachteile. Für neue Unternehmen kann es aber sinnvoll sein, in der Cloud zu starten. Das macht die Kollaboration einfacher und nimmt einem auch die Sorge, neben der Software auch noch die Hardware administrieren zu müssen. Hier setzt meine erste Empfehlung an:

Hosten mit Hetzner

Hetzner ist ein Hosting-Unternehmen aus Deutschland. Praktischerweise bieten sie daher auch Server an, die in Deutschland stehen. Dabei bieten sie alles an, was man gerade am Anfang seines Projektes gebrauchen kann. Vom einfachen Webserver (Webhosting nebst Domain ebenfalls möglich) für kleines Geld, über den Managed Server, der mit den eigenen Ansprüchen wachsen kann, bis zum Object Storage. Selbst Colocation in der Infrastruktur von Hetzner ist möglich.

Der eigene Server kann dann genutzt werden, um andere Cloud-Lösungen zu hosten.

Das gefällt mir an Hetzner

  • Gut strukturiertes Angebot
  • Gut erreichbarer und hilfreicher Service (subjektiv, aber meine Erfahrung)
  • Direkte Anbindung an DE-CIX
  • Server stehen in Deutschland

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Mit der Cloud geht es weiter

Das A und O im Unternehmen ist die Zusammenarbeit. Die Cloud hat es möglich gemacht, dass nicht nur Mensch in einem Büro zusammen arbeiten können, sondern auf der ganzen Welt. Mit der Cloud ist es möglich, ortsunabhängig miteinander zu kommunizieren, Dateien zu teilen und diese gemeinsam zu bearbeiten.

Die eigene Cloud mit Nextcloud

Und hier kommt Nextcloud ins Spiel. Einmal aufgesetzt und konfiguriert, hat man eine Lösung, die viele Probleme auf einmal löst. Am Anfang steht natürlich das sichere Speichern und Teilen von Dateien, mit granular einstellbaren Berechtigungen. Jedoch bietet Nextcloud noch viel mehr: Ein Team Chat (Nextcloud Talk), eine Office-Lösung (Nextcloud Office), ein Dokumentationsserver (Nextcloud Collectives) ein Whiteboard (Nextcloud Whiteboard), eine Groupware (Nextcloud Groupware) und noch vieles mehr. Also alles das, was ein Unternehmen über kurz oder lang brauchen wird. Und das Beste: Nextcloud kommt aus der EU (Deutschland). Europäischer Datenschutz wurde und wird bei der Entwicklung bereits mitgedacht.

Das gefällt an Nextcloud

  • Open Source - Made in Germany.
  • Selbst hosten ist problemlos möglich
  • Es gibt auch ein kommerzielles Angebot, wenn man die Administration scheut
  • Durch eine engagierte Community werden zahllose Add-ons bereitgestellt
  • Tolles und hilfreiches Forum
  • Es gibt Apps für alle verbreiteten Betriebssysteme

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Versionsverwaltung selbst gemacht

Viele nutzen die Versionsverwaltung vor allem für Software-Projekte. Aber immer mehr Menschen nutzen diese auch für andere Projekte. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Fehler lassen sich mit einer Versionsverwaltung nachvollziehen und wieder rückgängig machen. Verschiedene Versionen können nebeneinander entwickelt und bei Bedarf miteinander verschmolzen (‘gemerged’) werden.

Mit GitLab zur eigenen Versionsverwaltung

Der große Riese im Raum ist Github. Die meisten Entwicklerinnen und Entwickler kennen und nutzen es. Nur stammt dieser Anbieter nicht aus der EU. Legt man aber Wert auf die hohen Datenschutzstandards der EU und möchte man auf den Komfort einer modernen und leistungsstarken Versionsverwaltung nicht verzichten, so muss eine andere Lösung her.

Mit GitLab lässt sich eine eigene Versionsverwaltung aufziehen und nutzen. Neben der Versionierung mittels Git gibt es auch noch ein Kanban-Board, ein Issue-Tracking-Board und die Möglichkeit der Continuous Integration / Delivery.

Das gefällt an GitLab

  • Es ist Open Source und lässt sich selbst hosten
  • Sehr großer Funktionsumfang
  • Anbindung an weitere Cloud-Anbieter möglich
  • Es gibt ein kostenloses und ein kommerzielles Angebot (jedoch nicht in der EU gehostet)

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Projektmanagement - ohne geht es nicht

Die eigene Cloud Lösung steht, aber nun müssen die vielen Ideen auch in eine passende Form gegossen werden. Gerade am Anfang des eigenen, kleinen Unternehmens, lohnt es sich, Struktur ins kreative Chaos zu bringen.

Projektmanagement mit OpenProject

OpenProject bietet hierfür eine passende Lösung an. Dabei orientiert es sich an kommerzielle Lösungen wie zum Beispiel Jira, lässt sich aber individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Man muss sich also nicht in die SCRUM Backform pressen lassen, wenn man dies nicht mag. Projekte lassen sich frei strukturieren und bearbeiten. Von der Projektplanung, über die Aufgabenverwaltung, bis zur Zeiterfassung bildet OpenProject alles ab, was man für eine erfolgreiche Projektentwicklung benötigt.

Und wer auch hier das Self-Hosting scheut, für die bietet OpenProject auch ein kommerzielles Angebot an.

Das gefällt an OpenProject

  • OpenProject ist Open Source
  • Die kostenlose Community-Editon lässt sich selbst hosten
  • Es gibt eine Nextcloud Integration (und weitere Cloud Lösungen)
  • Es gibt ein kostenpflichtiges Angebot für Unternehmen mit Support
  • Hosting in Deutschland ist auf Anfrage möglich

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Fazit

Einer der kritische Parts der Unternehmensgründung ist die Auswahl der richtigen Software. Die Angebote, vor allem aus den USA, sind dabei besonders verlockend. Man kennt sie, man nutzt sie teils schon ein Leben lang, aber eben immer auch mit dem Verlust der Datenautonomie. Europa, da lehne ich mich einmal aus dem Fenster, ist in vielen Bereichen des Datenschutzes weltführend. Alle von mir bisher genutzten und getesteten Software-Lösungen aus Europa denken den Datenschutz von Anfang an mit. Nutzt man nun eine dieser Lösungen, so nutzt man auch die bereits integrierten Datenschutzmechanismen mit, oder kann diese ganz einfach selbst implementieren.

Aber gibt auch noch einen weiteren Vorteil, wenn man Software und Dienste aus der EU nutzt: Man unterstützt die jeweiligen Anbieter und Entwickler-Teams und die Unabhängigkeit der lokalen Software-Schmieden. Die EU muss sich hinter den Konkurrenten aus den USA und dem Rest der Welt nicht einmal verstecken. Sie sind nur leider nicht so präsent wie die Angebote aus den genannten Regionen. Daher empfinde ich die “Buy European” als positiv. Sie eint uns nicht nur als Gemeinschaft eines tollen Kontinents, sondern rückt auch Produkte in die Fokus, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Also, nur Mut: Buy European

Ressourcen

Ich verlinke hier noch einmal die Seiten aus dem ersten Artikel, da diese nach wie vor empfehlenswert sind.

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